[:de]Unter dem Motto „Vom Mausoleum und Mazzes“ fand am 12. März 2010 in der Realschule Waibstadt eine Veranstaltung statt, welche die zahlreichen Gäste über ausgewählte Themen des Schulprojekts „Judentum im Kraichgau“ sowie des Vereins „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau“ informierte. Zu den Höhepunkten des Abends zählte die Ernennung des Heimatforschers Hans Appenzeller aus Steinsfurt zum ersten Ehrenmitglied des Vereins. Den Abschluss des abwechslungsreichen und informativen Abends bildete ein Buffet mit koscheren Mahlzeiten.
Siegfried Bastl, Erster Vorsitzender des Vereins „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.“, bei der Einführung in den Abend |
Nach der Begrüßung der Gäste – darunter auch die Bürgermeister von Waibstadt und Neidenstein – durch Schulleiter Klaus Sauer stellte Siegfried Bastl, seit 1999 Leiter des Schulprojekts „Judentum im Kraichgau“, Höhepunkte der Projektarbeit vor. Dazu gehören in Neidenstein die Recherchen über ehemals von Juden bewohnten Häusern, Filmaufnahmen und Interviews von Zeitzeugen sowie die Erkundung der ehemaligen Synagoge. In Steinsfurt war man maßgeblich an Aktionen zum Erhalt der ehemaligen Synagoge beteiligt. Und in Waibstadt fanden schließlich seit 1999 immer wieder am Mausoleum Gedenkveranstaltungen und Reinigungsmaßnahmen statt. Von besonderer Bedeutung waren zwei Treffen der aus Steinsfurt stammenden jüdischen Familie Weil. Zum ersten Treffen in Florida wurden Mitglieder der Projektgruppe eingeladen; das zweite und bislang letzte dieser Treffen fand im April 2009 im Kraichgau statt, wobei Mausoleum und Jüdischer Friedhof in Waibstadt zum Besuchsprogramm gezählt hatten.
Vorstellung des Projekts „Stolpersteine in Neidenstein“ |
Über das seit dem Jahr 2008 bestehende Projekt „Stolpersteine“ in Neidenstein berichteten daran beteiligte Schüler. Zielsetzung ist die Verlegung von Gedenksteinen – so genannten Stolpersteinen – vor Häusern, in welchen jüdische Bürger wohnten, die während des Nationalsozialismus deportiert wurden. Hierfür waren umfangreiche Recherchen notwendig, um die Namen der Opfer und deren damalige Adressen zu lokalisieren. Hilfe leistete dabei in erster Linie Werner Diefenbacher, Vorstandsmitglied des Neidensteiner Heimatvereins, der sich auch unter den Gästen der Veranstaltung befand. Zu den wichtigsten Aufgaben der Schüler zählte das Gespräch mit denjenigen Neidensteiner Bürgern, die heute in den betroffenen Häusern leben, um deren Zustimmung zur Verlegung der Steine zu erhalten. Von besonderer Bedeutung war die Vorstellung des Projekts im Neidensteiner Gemeinderat, welcher in der Zwischenzeit mit großer Mehrheit zustimmte.
Schüler mit Entwurf des Mahnmals |
Ebenfalls von Schülern vorgestellt wurde das Projekt zur Erstellung eines Mahnmals für Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus Waibstadt deportiert wurden. Präsentiert wurde ein Modell, welches mit Unterstützung des ortsansässigen Gewerbebetriebs Lutz Natursteineangefertigt wurde. Schon im Jahr 2008 kam in Neidenstein ein ähnliches Projekt zum Abschluss. Seitdem befindet sich vor dem dortigen Rathaus ein Gedenkstein, der an die deportierten Juden aus Neidenstein erinnert.
Zu den Höhepunkten des Abends zählte die Ernennung des Heimatforschers Hans Appenzeller aus Steinsfurt zum ersten Ehrenmitglied des Vereins „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.“ Hans Appenzeller unterhält seit dem Jahr 1952 Kontakte zur Familie Weil und unternahm umfangreiche Forschungen zu deren Geschichte. Seit vielen Jahren unterstützt er mit seinem umfangreichen Wissen die Schüler der Projektgruppe „Judentum im Kraichgau“ und hat entscheidenden Anteil an deren Erfolgen. Daher war es dem Verein „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.“ ein ganz besonderes Anliegen, Hans Appenzeller für seine Verdienste mit der Ehrenmitgliedschaft auszuzeichnen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er nicht anwesend sein, so dass Siegfried Bastl unter großem Beifall und mit den besten Gensungswünschen den Inhalt der Urkunde verlas. Den Vortrag Hans Appenzellers über Hermann Weil übernahm ersatzweise Hans-Peter Gruber, Zweiter Vorsitzender des Vereins.
Ausklang beim Buffet |
Den Ausklang einer rundum gelungenen Veranstaltung bildete ein Buffet mit koscheren Speisen. Manja Altenburg und Dr. Esther Graf von der Mannheimer Agentur für Jüdische Kulturvermittlung hatten die Vorbereitungen übernommen und informierten in einem Vortrag umfassend über die als Kaschrut bezeichneten jüdischen Speisegesetze.[:]