16. Oktober 2016

Maßnahmen zur Erhaltung

Die ersten zielgerichteten Schritte zur Erhaltung des Mausoleums fanden im Spätjahr 2008 statt. Konkrete Maßnahmen wurden im Jahr 2009 eingeleitet. In der Zwischenzeit gründete sich der Verein Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V., zu dessen vorrangigen Zielen die Bewahrung des Mausoleums zählt. Für die Sanierung des Bauwerks wurden 180.000 € aus Bundesmitteln und Fördergeldern der Landesstiftung und des Denkmalschutzes zugesagt, so dass auf der Basis des Kostenplans eine Finanzierungslücke von ca. 80.000 € besteht. Zurzeit werden Sponsoren gesucht, um die fehlenden Finanzmittel aufzubringen.

Die Projektgruppe Judentum im Kraichgau an der Realschule Waibstadt als Initiator

Seit dem Jahr 1999 besteht an der Realschule Waibstadt die Projektgruppe „Judentum im Kraichgau“, welche mit der erfolgreichen Arbeit engagierter Schüler und Lehrer inzwischen überregionale Aufmerksamkeit erlangt hat. Zu den vorrangigen Zielen zählte von Anfang an die Pflege und Erhaltung des Mausoleums. Mit Reinigungsaktionen wurde begonnen. Daneben findet auf dem Gelände jedes Jahr Anfang November eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Deportation der badischen Juden statt – unter Beteiligung von allen 9. Klassen der Realschule, Schülern und Lehrern des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums Neckarbischofsheim, offiziellen Vertretern der umliegenden Gemeinden sowie zahlreichen Privatpersonen.

Im Spätjahr 2008 entstand innerhalb der Projektgruppe aus zwei Gründen der Gedanke, intensivere Maßnahmen zur Bewahrung des Mausoleums einzuleiten. Erstens war der schlechte Zustand des Gebäudes augenfällig. Es war absehbar, dass allein mit Reinigungsaktionen der Verfall des Gebäudes nicht aufzuhalten war. Zweitens stand im April 2009 ein Treffen der Familie Weil bevor, wobei jüdischer Friedhof und Mausoleum zu den wichtigsten Orten des Besuchsprogramms gehörten.

Aufmaß und Schadensbilanz
Auf Initiative der Projektgruppe besichtigte im Oktober 2008 Dr. Ute Fahrbach-Dreher vom Referat für Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Karlsruhe zusammen mit Kollegen das Mausoleum. Die Besucher stellten einerseits die beträchtlichen Schäden fest, konstatierten aber andererseits, dass es sich um ein Kulturgut ersten Ranges handle, für welches sich eine Erhaltung dringend empfehle. Eine weitere Begehung fand im August 2009 unter Beteiligung des neu gewählten Bürgermeisters von Waibstadt, Joachim Locher, statt. Bei diesem Anlass unterrichtete Dr. Claudia Bär-Schneider vom Landesdenkmalamt Stuttgart über dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen und erläuterte finanzielle Details.


Die Gründung des Vereins Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.
Im März 2009 gelang es der Projektgruppe Judentum im Kraichgau, das Gelände aufmessen zu lassen. Zusammen mit Dr. Joachim Kleinmanns vom Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau an der Universität Karlsruheerstellten Studierende Pläne vom Mausoleum und dem gesamten Anwesen und arbeiteten einen umfassenden Schadensbericht aus. Damit waren wichtige Grundlagen erstellt, um weitere Maßnahmen in die Wege leiten zu können.

Am 8. Juni 2009 erfolgte die Gründung des Vereins Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V. Laut Satzung ist der Zweck des Vereins der Erhalt jüdischen Kulturgutes in Waibstadt und Umgebung, wobei im Vordergrund die Bewahrung des Mausoleums steht. Handelt es sich bei der weiterhin bestehenden Projektgruppe Judentum im Kraichgau um ein vorwiegend an der Schule angesiedeltes Projekt, so bietet dieser Verein allen interessierten Mitbürgern die Möglichkeit, sich aktiv an der Bewahrung des Mausoleums und weiterer jüdischer Kulturgüter zu beteiligen. Dennoch sieht der Verein seine Aufgabe auch darin, Bildungsarbeit zu leisten und verantwortliches Handeln Jugendlicher zu fördern und arbeitet deshalb eng mit Schülern zusammen. Deutlicher Ausdruck dieser Konzeption ist die bei der Gründungsversammlung vorgenommene Wahl von Schülern in die Vorstandschaft des Vereins.

Finanzierung der Sanierung
Der Verein Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V. versucht daher, Sponsoren für die dringend notwendige Sanierung des Mausoleums zu gewinnen. In diesem Zusammenhang war zu Beginn des Jahres 2010 in verschiedenen Einrichtungen in Waibstadt eine kleine Wanderausstellung zu besichtigen, die auf dieses für die Heimat- und Kulturgeschichte des Kraichgaus bedeutende Bauwerk aufmerksam machte.Für die Sanierung des Mausoleums wurden 180.000 € aus Bundesmitteln und Fördergeldern der Landesstiftung und des Denkmalschutzes zugesagt. Trotz dieser großzügigen Unterstützung bleibt allerdings auf der Grundlage des aktuellen Kostenplans eine Finanzierungslücke von ca. 80.000 € bestehen. Die Wirtschaftskrise führte zu einer leeren Stadtkasse, so dass seitens der Kommune – abgesehen von Eigenleistungen in Höhe von 10.000 € – zurzeit keine Sanierungsgelder in Aussicht gestellt werden können.